Wer. lang

Dietrich Kuhlbrodt, geb. 1932. Arbeit für den Film seit 1952 (Studentischer Filmclub Hamburg). Erste Theaterrolle als Baron in dem Grabbe-Stück "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" 1954 im deutschen Studententheater in Paris (Sorbonne). 1958 für zehn Jahre in der Filmkritikerkooperative der Zeitschrift Filmkritik. Ständiger Mitarbeiter von Tages- und Wochenzeitungen (Die Zeit).

Dr. iur. - Von 1964 bis 1995 Arbeit als Staatsanwalt, zuletzt Oberstaatsanwalt in Hamburg mit dem Spezialgebiet der Verfolgung von Naziverbrechen. 1975 von den Alliierten Widerstandskämpfern in Europa zum Kommandeur des Friedenssterns ernannt (Halsbandorden).

Seit Ende 1968 Arbeiten für das Fernsehen, beginnend mit einem Mehrteiler für den SFB (ARD-Sendung) über Film und Zensur. Für den WDR (Dütsch) ein Beitrag über Achternbusch. Für das ZDF 1988 eine Eigenproduktion ("Der jüngste deutsche Film"). Teilnahme an zahlreichen TV-Diskussionen.

1992 Attacke gegen die Bundesministerin Merkel ("Gewalt im Fernsehen"), die im RTL auf dem heißen Stuhl Platz genommen hatte. Es folgten diverse TV-Auftritte insbesondere bei Lilo Wanders im Sexmagazin von Vox (bis 1997).

1990/91 Rolle des Hamburger Gauleiters Kaufmann in der ARD-Vorabendserie Frikadelle, Tagliatelle (Regie: Runze und Görlitz). 1993 weitere Rolle in der WDR-Produktion "Tod eines Weltstars" (Udo Kier) und in „Silvery/Silbern“ von Caspar Stracke (Film bekam 1994 auf der New York Expo den Gold Metal Award) - Zahlreiche Rollen in Filmen von Schlingensief ("Das deutsche Kettensägenmassaker"), Ildiko Enyedi ("Mein 20. Jahrhundert"), Klaus Bueb und Thomas Mauch ("Adrian und die Römer"), Lars von Trier ("Europa"), Peter Kern ("Schmetterling im Dunkeln"), Frank-Peter Lenze ("Ein perfekter Mord", 1996), wieder Schlingensief ("Die 120 Tage von Bottrop", 1997 und "United Trash", 1998), Sascha Herms ("Todesufer", 2000), Achim Scherf (Kabale und Liebe", 2001).

Seit den sechziger Jahren Gastvorlesungen und Lehraufträge an Hochschulen und Universitäten in Hamburg (Hochschule für Bildende Künste), München (Hochschule für Fernsehen und Film), Berlin (FU), Frankfurt (Uni-Institut für Theater-, Medien- und Filmwissenschaften), Bremen und Konstanz (2000/01) mit dem Schwerpunkt Filmrezeption insbesondere des Mainstreamfilms.

Auch bei den Publikationen (Filmkritiken, Buchbeiträgen) gibt es den Schwerpunkt populäre Kultur, so in "ABBA-Avantgarde des Normalen" (frühe achtziger Jahre), "Video-Strategie als Lebenskunst" (DuMont 1986), "Populär und elitär" (medienbrief des Goethe-Instituts München 1992), "O. J. Simpson" (konkret. Nachgedruckt im Jahrbuch Fernsehen 1995-1996 des Adolf Grimme-Instituts), "Ein Nachruf für die Schublade (Lea Rosh)" in: "Das große Rhabarbern. Neununddreißig Fallstudien über die Talkshow" (Berlin 1996).

Mein Drehbuch "Das Liebeskonzil" (Luchterhand 1982) wurde von Werner Schroeter verfilmt. Von meinen Beiträgen für die Performance-Gruppe Die Tödliche Doris erschien "Katastrophen selbermachen" 1984 im Verlag Gelbe Musik (Buch/Schallplatte).

Seit 1997 Arbeit für das Theater (Schlingensief) und für die Publikationen epd Film, taz, konkret, Meteor, Szene Hamburg, Jungle World, das Film-Magazin Schnitt u.a. - Daneben Tätigkeit in Gremien (Filmförderung, FSK, Verband der deutschen Filmkritik).

Bühnenrollen an der Volksbühne Ost (Berlin, "Monsterdämmerung", von Mayenburg, 1998 und und "ATTA ATTA - Die Kunst ist ausgebrochen" von Schlingensief, 2003), dem Burgtheater Wien ("Bambiland" von Elfriede Jelinek, 2003/04), dem Schauspielhaus Zürich ("Attabambi - Pornoland", 2004) und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg ("Orestes", Euripides, 2001). Performances mit Schlingensief (New York, PS 1, 1999), Heavy Girls Lighten (Lovepang-Kongress Berlin, Volksbühne Ost, 2001) , Wolfgang Müller/Tödliche Doris (Hamburg, Club 88, sowie Berlin, Frisör Beige, 2001), 2007 St. Pauli-Theater Hamburg/Ruhrfestspiele Recklinghausen. Endstation Sehnsucht (Inszenierung Wilfried Minks). - Wagenhallen Stuttgart. HermannSchlachten (Rolle des Varus in der Inszenierung Jonas Zipf). Kampnagel Hamburg 2009, "Der Fall Esra - ein Rezeptionsdrama" von Angela Richter ("Der Schauspieler Dietrich Kuhlbrodt - ein Glücksfall", Die Welt, 4.4.09)

1986 Regie und Kamera der Episode "Der Zwölfjährige in der Wüste" (Björn Kuhlbrodt als Jesus und Till Kuhlbrodt als Joseph) im Monumental-Super-8-Film "Jesus-Der Film" von Michael Brynntrup. Weitere Episoden u.a. von Jörg Buttgereit und Wolfgang Müller (Tödliche Doris).

2006 Performances mit Wolfgang Müller (Raststätte Gnadenbrot, Berlin) und Jörg Buttgereit (Splatterwerkstatt Deutschland, Paradox, Bremen)

2006 Hauptrolle in "Bakchen-Orgienprobe", Text Euripides, Regie: Achim Scherf, im Leipziger Off-Theater (Lofft) - Fotos -.

2002 erschien "Das Kuhlbrodtbuch" im Verbrecher Verlag, 2006 "Deutsches Filmwunder. Nazis immer besser" im Konkret Literatur Verlag.

Verheiratet mit der Künstlerin Brigitte Kausch ("Mutters Maske", Schlingensief; verstorben 2013). Söhne: Till und Björn. Enkel: Leif, geb. 2006 und Rhea, geb. 2008. Bruder: Rüdiger Kuhlbrodt; er ist zehn Jahre jünger; 2000/2001 spielt er in Zadeks Hamlet den Rosencranz; oder war es Güldenstern? -

Befreundet und eventuell verwandt bin ich mit Detlef Kuhlbrodt, taz.

Lebt in Hamburg.

Dietrich@DKuhlbrodt.de

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